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Geräte für die Alarmierung bei Alleinarbeit

Letzte Änderung: , Autor: induux Redaktion / v.wünsche

Alleinarbeit wird riskant, wenn Hilfe ausbleibt. Der Beitrag vergleicht mobile Personen-Notsignal-Anlagen, stationäre Melder und Apps sowie deren Integration, Rechtskonformität und Ortungsgenauigkeit und liefert Auswahlkriterien, Sensorik-Einblicke, Leitstellenprozesse und Trends zu KI und Wearables.

Definition und Risiken der Alleinarbeit

Alleinarbeit ist jede Tätigkeit ohne unmittelbare Anwesenheit anderer Beschäftigter oder Hilfspersonen am Arbeitsplatz. Nach Definition der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) liegt sie vor, wenn innerhalb kurzer Zeit keine direkte Kommunikation oder Unterstützung möglich ist. Beispiele sind Wartungs- und Reinigungsarbeiten in abgelegenen Anlagen, Kontrollgänge in Energie- oder Versorgungsbetrieben, Arbeiten in Laboren oder Kühlhäusern sowie Tätigkeiten in großen Lagerbereichen, auf abgelegenen Baustellen und an Einzelarbeitsplätzen. Zentrale Gefahren sind Stürze, Maschinenverletzungen, Bewusstlosigkeit und akute Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme. Auch Überfälle im Sicherheits- oder Außendienst sind möglich. Erforderlich sind verlässliche Notfallkommunikation, schnelle Alarmierung und präzise Lokalisierung.

Die Bedeutung des Alleinarbeiterschutzes für Unternehmen und Mitarbeiter

Das Arbeitsschutzgesetz und die DGUV Vorschrift 1 verpflichten Arbeitgeber zu Schutzmaßnahmen, die unverzügliche Hilfe sicherstellen. Auch die Berufsgenossenschaften fordern geeignete organisatorische und technische Lösungen. Wirksamer Schutz stärkt Konzentration und Vertrauen der Beschäftigten.

Konsequenter Alleinarbeiterschutz reduziert Ausfallzeiten, mindert Haftungsrisiken und steigert die Arbeitgeberattraktivität. Audits und Zertifizierungen bewerten die systematische Integration von Lösungen wie Personen-Notsignal-Anlagen (PNA) positiv.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Anforderungen an den Alleinarbeiterschutz

Der rechtliche Rahmen präzisiert Pflichten, Zuständigkeiten und den Einsatz technischer Lösungen auf Basis der Gefährdungsbeurteilung.

DGUV-Regeln und Vorschriften für Alleinarbeitsplätze

Die DGUV Regel 112-139 definiert, wann technische Alarmsysteme für allein tätige Personen erforderlich sind. Grundlage ist die Gefährdungsbeurteilung, die Art, Dauer und Intensität der Tätigkeit an Einzelarbeitsplätzen bewertet. Besteht das Risiko schwerer Verletzungen oder akuter Gesundheitsgefahren, sind geeignete Schutzmaßnahmen umzusetzen, häufig Personen-Notsignal-Anlagen. Diese müssen nach EN 50134-2 geprüft sein und mit einer ständig besetzten Empfangseinrichtung oder Einsatzzentrale betrieben werden.

Arten von Alarmen und ihre Definition

Personen-Notsignal-Anlagen bieten je nach Situation automatische oder manuelle Auslöser. Etablierte Alarmarten sind:

  • Lagealarm (Totmannalarm): Aktivierung bei unnatürlicher Schräglage über definierte Zeitintervalle. Häufig auch als Totmann oder Totmannschaltung bezeichnet.
  • Ruhealarm: Auslösung bei ausbleibender Bewegung über einen definierten Zeitraum.
  • Fluchtalarm: Einleitung einer Evakuierung bei erkannten Gefahrenlagen, akustisch und visuell unterstützt.
  • Manuelle Alarme: SOS- oder Paniktaste, willentlich betätigt, etwa über Notrufknopf oder Notknopf.
  • Technischer Voralarm: Warnsignal vor dem Notruf zur Vermeidung von Fehlauslösungen.
  • Check-in/Timer: Bestätigung der Einsatzfähigkeit in festen Zeitintervallen. Bei Ausbleiben erfolgt automatische Alarmierung.

Welche Geräte zur Alarmierung bei Alleinarbeit gibt es?

Zur Alarmierung stehen mobile Geräte, stationäre Melder und App-basierte Lösungen zur Verfügung.

Mobile Personen-Notsignal-Anlagen

Tragbare Handgeräte oder Body-worn Units sind Standard für mobile Tätigkeiten. Sie kombinieren Lage- und Bewegungssensoren mit Verbindungen über GSM, LTE, DECT oder proprietären Funk. Entscheidend sind robuste Bauweise, verlässliche Rufweite und einfache Bedienung für den Träger. Geeignet für Inspektionen, Wartungen im Außeneinsatz und Arbeiten in großen Industriearealen. Etablierte Wearables, etwa von uvex, ergänzen den Schutz.

Fest installierte Notrufsysteme und stationäre Meldeeinrichtungen

In Produktionshallen, Laboren, Tiefkühlräumen oder Rechenzentren sind stationäre Melder sinnvoll. Dazu zählen Wandtaster, Notrufsäulen oder integrierte Notrufknopf/Notknopf-Lösungen an Maschinen. Eine Kombination mehrerer Systeme ermöglicht die flächendeckende Abdeckung relevanter Gefahrenzonen.

Smartphone-Apps und Softwarelösungen als Ergänzung

Softwarelösungen machen Smartphones zu Alarmgeräten und nutzen integrierte Sensoren und GPS zur Erkennung von Bewegungslosigkeit oder Lageabweichungen. Sie sind flexibel und skalierbar. Beispiele sind Plattformen wie Multibel. Für Tätigkeiten mit niedrigerem Risiko sind sie eine wirtschaftliche Option, inklusive Benachrichtigung per SMS, Push oder Anruf.

Funktionsweisen und Kerntechnologien von Notrufgeräten

Im Ereignisfall zählen sichere Übertragung, verlässlicher Empfang, genaue Ortung und willensunabhängige Auslösung.

Alarmübertragung und Empfangszentralen

Nach der Auslösung erfolgt die Übertragung über Mobilfunk, WLAN, DECT oder proprietären Funk an eine Empfangszentrale, intern oder an eine Notruf- und Serviceleitstelle (NSL) beziehungsweise Einsatzzentrale. Die Leitstelle prüft den Alarmfall und leitet Maßnahmen ein: Rückruf, Alarmierung interner Ersthelfer oder externer Rettungskräfte sowie Information definierter Notfallkontakte. Parallel werden hinterlegte Telefonnummern automatisiert angewählt oder per SMS benachrichtigt. Redundante Übertragungswege erhöhen die Verfügbarkeit.

Ortungs- und Lokalisierungstechnologien

Für schnelle Hilfe ist die präzise Position entscheidend. Außen sorgt GPS für Ortung. Innen ergänzen WLAN-Triangulation, Bluetooth Beacons oder RFID. Hybride Verfahren ermöglichen nahtlose Lokalisierung über Innen- und Außenbereiche. Höhere Präzision verkürzt die Zeit bis zur Unterstützung.

Sensorik und willensunabhängige Alarmfunktionen

Moderne Geräte kombinieren Beschleunigungs- und Bewegungssensoren und erkennen Unregelmäßigkeiten eigenständig. Beschleunigungssensoren identifizieren Stürze oder Schräglagen. Bewegungssensoren registrieren anhaltende Bewegungslosigkeit. Diese Alarmfunktionen sind essenziell, wenn kein manueller Alarm möglich ist.

Auswahl und Implementierung: Kriterien für effektive Notfallsysteme

Maßgeblich sind die Einsatzumgebung und die Einbindung in Prozesse und Leitstellen.

Wichtige Auswahlkriterien für geeignete Personenalarmgeräte

Die Auswahl basiert auf einer Risikoanalyse. Wichtige Kriterien sind:

  • Robuste Bauweise: Hohe IP-Schutzgrade (z. B. IP67) gegen Staub und Feuchtigkeit.
  • Akkulaufzeit: Lange Betriebszeiten für Mehrschichtbetrieb.
  • Bedienbarkeit: Intuitive Steuerung zur Reduktion von Fehlbedienungen. Klar erkennbare Notrufknopf/Notknopf-Elemente.
  • Ortungspräzision: Genaue Positionsdaten und zuverlässige Lokalisierung für schnelle Rettung.
  • Kommunikation: Sichere Übertragung, ausreichende Rufweite und Fallback-Kanäle wie Anruf und SMS.
  • Zertifizierung: DGUV- und EN-konforme Prüfungen, Anerkennung durch Berufsgenossenschaften.

Integration in bestehende Sicherheitskonzepte und Infrastruktur

Ein Personenalarmsystem wirkt nur eingebunden in die Sicherheitsarchitektur. Dazu gehören Anbindungen an Brand- und Gebäudemanagementsysteme, Zutrittskontrollen und Kommunikationsnetze, klare Prozesse in der Einsatzzentrale sowie definierte Notfallkontakte. Schulungen und regelmäßige Übungen sichern den kompetenten Umgang und klare Abläufe.

Vergleich von Personen-Notsignal-Anlagen (PNA)

Merkmal Mobile PNA (Handgerät) App-Lösung (Smartphone-basiert)
Zertifizierung DGUV Regel 112-139, EN 50134-2 Keine eigenständige Zertifizierung
Akkulaufzeit Bis zu 48 Stunden Abhängig vom Smartphone, meist geringer
Sensorik Dedizierte Lage-, Ruhe-, Sturzsensoren Nutzung integrierter Smartphone-Sensorik
Robustheit IP67/68, stoßfest, industrietauglich Variabel, abhängig von Gerät und Hülle
Ortung GPS und optionale Indoor-Lokalisierung GPS, eingeschränkte Präzision in Gebäuden
Einsatzgebiet Risikoreiche, raue Umgebungen Büro- oder Außendienst, geringeres Risiko

Die Zukunft der Sicherheit: Aktuelle Entwicklungen und Trends bei Personenalarmen

Digitalisierung und Vernetzung erweitern Funktionsumfang und Prävention.

Integration von IoT und Smart Wearables

IoT-Vernetzung erweitert den präventiven Schutz. Sensorbestückte Westen, Helme oder Armbänder erfassen Vitalparameter und Umgebungswerte in Echtzeit. In Verbindung mit Cloud-Analysen werden Anomalien früh erkannt. Die Geräte ergänzen PNA um kontinuierliche Zustandsüberwachung und ermöglichen vorausschauende Sicherheit. Wearables von Anbietern wie uvex zeigen die Richtung.

Künstliche Intelligenz und präventive Analyse

Künstliche Intelligenz analysiert Bewegungs- und Umgebungsmuster, erkennt Abweichungen und gibt frühzeitig Warnungen. Systeme können Risiken wie drohende Ohnmacht, Überhitzung oder toxische Gase automatisch detektieren. Alarmierungen werden prädiktiv. Reaktionszeiten sinken. Fehlalarme werden reduziert.

Vernetzung und Kompatibilität in komplexen Systemlandschaften

Offene Schnittstellen und interoperable Standards sind Voraussetzung für zukunftsfähige Sicherheitsstrukturen. Nur wenn Geräte zur Alarmierung bei Alleinarbeit mit Leitstellen, Rettungsdiensten und Gebäudemanagementsystemen reibungslos interagieren, entsteht ein durchgängiger Informationsfluss. Eine konsistente Kommunikationsarchitektur ist die Basis effizienter Notfallorganisation und eines technologisch integrierten Arbeitsschutzes, vom Fluchtalarm bis zur präzisen Lokalisierung im Alarmfall.

Häufig gestellte Fragen und Antworten (FAQ)

Wie berechne ich den ROI von Alleinarbeits-Alarmgeräten?

Stellen Sie Einsparungen durch weniger Ausfallzeiten und Haftungsrisiken den Gesamtkosten gegenüber. Typische Kosten: 250–800 € pro PNA, Apps 3–12 € pro Nutzer und Monat, Leitstelle 8–25 € pro Gerät und Monat, Wartung 5–10 Prozent p.a. und 1–2 Stunden Schulung pro Person. Vermeidbare Folgekosten je Unfall liegen oft bei 5.000–20.000 €, Break-even wird häufig nach 6–18 Monaten erreicht. Validieren Sie Annahmen mit einem 90‑Tage‑Pilot und klaren KPIs wie Rettungszeit und Fehlalarmquote.

Wie lassen sich Fehlalarme bei Personen-Notsignalanlagen im Alltag reduzieren?

Passen Sie Tragekonzept, Sensorempfindlichkeit und Voralarme an die Tätigkeit an. Wählen Sie Voralarmfenster von 5–15 Sekunden, nutzen Sie Profile für z. B. Leitern, Fahrten oder Vibration und prüfen Sie Logs wöchentlich. Fixieren Sie Geräte körpernah und vibrationsarm, schulen Sie Bedienabläufe und testen Sie Handschuhbedienung. Eine praxisnahe Zielgröße ist eine Fehlalarmquote unter 2 Prozent pro Monat.

Welche DSGVO-Vorgaben gelten für Ortungsdaten im Alleinarbeiterschutz?

Verarbeiten Sie nur arbeitsnotwendige Daten mit klarer Zweckbindung und Rechtsgrundlage. Führen Sie eine Datenschutz Folgenabschätzung durch, binden Sie den Betriebsrat ein und begrenzen Sie Ortung auf Schichtzeiten, mit Speicherfristen von 30–90 Tagen. Setzen Sie Rollen- und Rechtemanagement, Ende zu Ende Verschlüsselung und Pseudonymisierung ein. Regeln Sie private Nutzung, Informationspflichten und Reaktionszeiten auf Auskunftsersuchen binnen 30 Tagen.

Wie plane ich Funkabdeckung und Notfallrouten in Funklöchern?

Beginnen Sie mit einer standortbezogenen Funkmessung und Walktests über alle Arbeitswege. Setzen Sie Multi SIM oder eSIM mit 2–3 Netzen, WLAN Roaming oder DECT sowie Repeater in Schächten oder Kühlräumen ein. Konfigurieren Sie Puffer mit Wiederholversuchen alle 30–60 Sekunden und lokale Fallbacks wie Sirene oder feste Meldepunkte. Dokumentieren Sie Heatmaps, Entscheidungswege und Eskalationen für Offlinenotfälle.

Ist Leasing gegenüber Kauf für Alleinarbeits-Alarmgeräte wirtschaftlich sinnvoll?

Leasing schont CAPEX und bietet planbare OPEX, Kauf ist oft günstiger über den Lebenszyklus. Rechnen Sie mit 4–6 Jahren Nutzungsdauer, 5–10 Prozent Austauschpool, OTA Firmware und Service Level wie Next Business Day. All in Miete liegt häufig bei 12–25 € pro Gerät und Monat inklusive Service, beim Kauf 300–900 € Anschaffung plus 60–120 € pro Jahr Service. Berücksichtigen Sie Restwert, steuerliche Effekte und Flexibilität bei Skalierung.

Wie häufig sind PNA‑Tests und ‑Übungen durchzuführen und zu dokumentieren?

Führen Sie tägliche Selbsttests beim Schichtstart und wöchentliche Probealarme bis zur Leitstelle durch. Planen Sie quartalsweise Einsatzübungen mit Zeitnahme von Auslösung bis Ersthelferankunft und jährliche Unterweisungen von 30–60 Minuten. Dokumentieren Sie Ergebnisse mit Checklisten, Fotos und KPIs wie Auslöse zu Quittierungszeit unter 30 Sekunden. Nutzen Sie die Auswertung für Profilfeinschliff, Schulung und Wartungsplanung.

Wie gestalte ich Notrufgeräte barrierefrei und mehrsprachig für verschiedene Teams?

Wählen Sie große Tasten, starke Vibration, 85–95 dB akustische Signale und kontrastreiche Anzeigen. Aktivieren Sie Sprachausgaben, piktografische Hinweise und mehrsprachige UI, inklusive einfacher Sprache. Testen Sie Handschuh und Nässebedienung, alternative Tragesysteme und Paniktasten mit haptischer Führung. Hinterlegen Sie mehrsprachige Leitstellenprompts und trainieren Sie kurze, standardisierte Sprachprotokolle.

Weiterführende Informationen

  • Personen-Notsignal-Anlage

    Eine Personen-Notsignal-Anlage (PNA) ist ein elektronisches System zur automatischen oder manuellen Alarmierung bei Notfällen von Alleinarbeitern. Sie nutzt verschiedene Sensoren wie Lage-, Ruhe- oder Bewegungssensoren und übermittelt Notrufe an eine Empfangszentrale, um schnelle Hilfe bei kritischen Situationen zu ermöglichen.

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