Liste Hersteller Beschleunigungssensor
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Deutschland
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Beschleunigungssensoren in der Praxis: Grundlagen, Kenngrößen und Auswahl
Kurz erklärt: Ein Beschleunigungssensor erfasst die Änderung der Geschwindigkeit eines Objekts und wandelt die mechanische Bewegung in ein elektrisches Ausgangssignal. Grundlage ist die Trägheit einer Masse. Wirkt auf die seismische Masse eine Beschleunigung a, entsteht gemäß F = m · a eine Kraft, die das Messelement registriert. So lassen sich Schwingungen, vibrationen und Stöße über einen breiten Bereich an frequenzen und Amplitude präzise bestimmen. Beschleunigungsmesser und Beschleunigungsaufnehmer sind gängige typen für die messung in unterschiedlichen anwendungen. Diese sensoren liefern Daten für Überwachung, Analyse und Steuerung.
Messprinzipien und Umsetzungen
Piezoelektrische Sensoren erzeugen ladung in Kristallen, sobald sie mechanisch belastet werden. In IEPE-Architekturen (iepe) ist die Elektronik im Gehäuse integriert. Eine Konstantstromquelle speist den Aufnehmer, das Signal liegt als niederohmige, AC-gekoppelte Spannung an. Die Bauart ist robust, eignet sich für hohe Frequenzen und ist in der industriellen Zustandsüberwachung weit verbreitet. Piezoelektrische Aufnehmer werden auch als kraftsensor eingesetzt.
Kapazitive MEMS-Sensoren (Micro-Electro-Mechanical Systems) messen die Kapazitätsänderung beweglicher Mikrostrukturen. Die Beziehung C = epsilon (ε) · A/d verdeutlicht den Einfluss von Dielektrikum, Fläche und Plattenabstand. Verschiebt sich die Masse, ändert sich d und damit die Kapazität. Diese kapazitive MEMS-Technologie punktet mit kompakter Bauform, geringem Energiebedarf, niedrigem Rauschen bei tiefen Frequenzen und einfacher Integration als triaxiale Variante. Sie eignet sich für vernetzte geräte und Condition-Monitoring-Anwendungen. Auch mems in Kombination mit integrierter Signalverarbeitung sind etabliert.
Piezoresistive Varianten nutzen Widerstandsänderungen in Dehnungsmessstreifen, wenn die Masse mikromechanische Balken belastet. Sie sind erste Wahl für sehr hohe Messbereiche und kurzzeitige Schockereignisse, etwa in Crash- und Schlittenversuchen, weil sie kurze Pulse mit hoher Amplitude verzerrungsarm abbilden.
Kenngrößen, die die Messung bestimmen
Die Messempfindlichkeit (messempfindlichkeit) definiert, wie stark das Ausgangssignal pro Beschleunigung ansteigt, etwa in mV/g. Hohe Empfindlichkeit erleichtert die Erfassung kleiner Signale, verlangt aber eine rauscharme Signalaufbereitung. Der Dynamikbereich beschreibt die Spanne zwischen kleinstem nutzbarem Signal und der maximal erfassbaren Beschleunigung vor Sättigung. Für die messung sind Genauigkeit und Zuverlässigkeit der gesamten Kette entscheidend.
Der Frequenzbereich gibt an, in welchem Band die Spezifikationen gelten. Die untere Grenzfrequenz limitiert sehr langsame Bewegungen; am oberen Ende begrenzt die Resonanzfrequenz des Sensors den linearen Bereich. Außerhalb dieses Bereichs steigt die Verzerrung, abhängig von Aufbau und Dämpfung. Die korrekte Festlegung der grenzfrequenz verhindert Fehldeutungen im Spektrum.
Messbereiche müssen zur Anwendung passen, von ±2 g über ±200 g bis in den vierstelligen g-Bereich. Maschinenschwingungen liegen meist niedrig bis mittel, Schocktests deutlich höher. Für triaxiale Aufgaben sind neben Bandbreite und Querempfindlichkeit die Ausrichtung der Achsen und die klare Trennung der Richtung zentral.
Achsanzahl und Signalpfad
Uniaxiale Sensoren erfassen eine Richtung, biaxiale zwei und triaxiale alle drei Raumachsen. Die korrekte Ausrichtung der Achsen zur Bewegung ist erforderlich, um Vektoren konsistent zu rekonstruieren. Moderne MEMS kombinieren alle Achsen im Chip, während in klassischen Industrieanwendungen oft einzeln ausgerichtete IEPE-Aufnehmer mit definierter Montage genutzt werden.
Im Signalpfad sind Bandbegrenzung, Antialiasing, Erdung und Kalibrierung zu planen. IEPE-Aufnehmer benötigen eine Konstantstromquelle und liefern ein AC-gekoppeltes Spannungssignal. Reine Ladungssensoren erfordern einen Ladungsverstärker. Elektronikrauschen, Kabelkapazität und der ADC bestimmen gemeinsam die untere Messgrenze und damit den nutzbaren Dynamikbereich.
Bauform, Gehäuse und Mikrostruktur
Das Gehäuse schützt das Messelement vor Temperaturwechseln, Feuchtigkeit und Verunreinigungen. Edelstahl- oder Titanhüllen, vergossene Anschlüsse und Schutzarten sichern langfristige Zuverlässigkeit. Die mechanische Kopplung mit Schraub-, Klebe- oder Magnetfuß beeinflusst die übertragbare Bandbreite und die Genauigkeit im Hochfrequenzanteil. Intern legen bei MEMS die Masse, Federsteifigkeit und Dämpfung der Mikrostruktur die Eigenfrequenzen fest. Bei piezoelektrischen Designs übernehmen Preload-Konzepte und definierte Klemmpunkte diese Aufgabe. Größe und Masse des Sensors sind insbesondere an dünnwandigen Bauteilen kritisch, um Eigenmoden nicht zu verfälschen. In maschinen und strukturprüfungen vermeiden leichte Bauformen Messfehler.
Auswahlkriterien für den passenden Sensor
Die Datenqualität erfordert eine an der Anwendung ausgerichtete Spezifikation. Folgende Punkte strukturieren die Auswahl und vermeiden Over-Engineering. Sie gelten für anwendungen in Überwachung, Prüfung und Entwicklung.
- Messbereich: Deckt der Bereich erwartete Schwingungen und Stöße ab, ohne früh zu sättigen, und bleibt genügend Reserve?
- Frequenzbereich: Umfasst die nutzbare Bandbreite alle relevanten frequenzen der maschinen oder Struktur inklusive Sicherheitsabstand zur Grenzfrequenz?
- Empfindlichkeit: Passt die Kennzahl zur gewünschten Auflösung und zum Rauschen der nachfolgenden Elektronik?
- Umgebung: Stimmen Temperaturfenster, Schutzgrad, Steckverbinder oder Kabel und Montagekonzept für den Einsatzort?
Technologischer Vergleich im Überblick
| Merkmal | Piezoelektrische Sensoren (IEPE) | MEMS-Sensoren (kapazitiv) |
|---|---|---|
| Messprinzip | Ladungsverschiebung im Kristall, integrierte Vorverstärkung | Kapazitätsänderung beweglicher Mikrostrukturen |
| Empfindlichkeit | Hoch, stabil in mittleren bis hohen Frequenzen | Mittel bis hoch, besonders gut bei niedrigen Frequenzen |
| Frequenzbereich | Breit, oft weit über 10 kHz linear nutzbar | Bis wenige kHz, abhängig von Chip- und Gehäuseaufbau |
| Messbereiche | Sehr weit, bis in den vierstelligen g-Bereich | Klein bis mittel, typisch ±2 g bis ±200 g |
| Einsatzgebiete | Maschinenüberwachung, Prüfstand, Schock | Consumer-Elektronik, Automotive, Condition Monitoring |
Herstellerlandschaft und Entscheidungskriterien
Der Markt wird von spezialisierten hersteller geprägt. PCB Piezotronics, Kistler, Brüel & Kjær, Meggitt/Endevco, Analog Devices, Honeywell, STMicroelectronics, Bosch Sensortec, Murata, TE Connectivity, Colibrys, Dytran Instruments, Metrix Instrument und Wilcoxon Research decken vom Standard bis zur kundenspezifischen Lösung ein breites Spektrum ab. Der Markenbegriff piezotronics ist etabliert. Die Wahl beeinflusst Sensor, Kalibrierung, Zubehör und Softwareintegration.
- Technische Expertise: Breite über typen und Achsen, Applikationswissen für Schwingungen, seismische Messungen und Stöße.
- Kalibrierung & Service: Rückführbare Zertifikate, schneller Support und verlässliche Ersatzteilverfügbarkeit.
- Anpassungsfähigkeit: Varianten bei Gehäuse, Schnittstellen, integrierter Signalverarbeitung und triaxialen Ausführungen.
- Qualitätsmanagement: Relevante Zertifizierungen und dokumentierte Zuverlässigkeit über den Lebenszyklus.
Praxisbeispiele mit Datenfokus
Maschinenüberwachung: Ein IEPE-Beschleunigungsaufnehmer mit 100 mV/g an einer Pumpenlagerstelle liefert bei 12 kHz Abtastrate ein Spektrum bis 5 kHz. Eine ansteigende Seitenbandstruktur um die Wälzlagerfrequenzen und ein RMS-Anstieg auf 1,8 mm/s deuten auf beginnende Schäden hin. Nach Umrüstung auf einen Sensor mit größerem Dynamikbereich bleiben Peaks bei seltenen Stößen unterhalb der Sättigung, die Diagnose wird zuverlässiger.
Automotive-Schock: Piezoresistive Sensoren mit ±2000 g und 100 kHz Bandbreite erfassen Crashpulse mit kurzer Dauer. Die Kalibrierkette berücksichtigt Kabeldämpfung und Filter. Die gemessene Pulsamplitude reproduziert sich über mehrere Wiederholungen innerhalb von ±2 %, was die Genauigkeit der Schlittenversuche stützt.
Seismische Erfassung: Ein rauscharmes kapazitives MEMS mit ±2 g an einer Brücke zeichnet mikroseismische Schwingungen zwischen 0,1 und 40 Hz auf. In der Datenhaltung werden Metadatenfelder wie Standort, Achsenorientierung und lname mitgeführt. Die Fusion mit Temperatur- und Winddaten reduziert Fehlalarme, ohne die Sensitivität gegenüber langsamen Richtungsänderungen der Struktur zu mindern.
Entwicklungslinien: Miniaturisierung, Konnektivität, KI
MEMS-Integration ermöglicht kleinere geräte, geringere Leistungsaufnahme und triaxiale Layouts auf derselben Fläche. Vernetzte Sensorknoten übertragen Daten per Funk und versorgen Algorithmen am Rand der Infrastruktur mit Merkmalen wie Hüllkurven, Ordnungsanalysen oder Gesundheitskennzahlen. Modelle für prädiktive Wartung profitieren von konsistentem Frequenzbereich, stabiler Empfindlichkeit und einem reproduzierbaren Signalpfad, damit Trends belastbar bleiben. Adaptive Abtastung balanciert Auflösung und Energiebedarf. Auch mems mit integrierter Auswertung erweitern den Einsatz.
Beschleunigung und Rotation: Zusammenspiel mit Kreiselsensoren
Lineare Beschleunigung beschreibt die Änderung der Geschwindigkeit eines Objekts, Kreiselsensoren erfassen die Winkelgeschwindigkeit um eine Achse. In einer IMU werden beide Größen kombiniert, um Bewegung und Orientierung im Raum zu bestimmen. Sensorfusion trennt Gravitation vom translatorischen Anteil, korrigiert die Richtungsschätzung und stabilisiert die Lage auch bei kurzzeitigem Rauschen. Für Robotik, Navigation und Plattformstabilisierung entsteht so ein vollständiges Bewegungsbild mit hoher Zuverlässigkeit.
Fazit: Präzise Spezifikation, sauberer Signalpfad, belastbare Daten
Die Auswahl eines Beschleunigungssensors erfordert klar definierte Messbereiche, einen passend dimensionierten Frequenzbereich, ausreichenden Dynamikbereich und eine geeignete Bauform. Eine robuste Kette aus Montage, Gehäuse, Elektronik und Kalibrierung sichert Genauigkeit und Stabilität über den Lebenszyklus. Für Vibrationsdiagnose in Maschinen, seismische Trends oder Schockmessungen liefert die stimmige Kombination aus Technologie, hersteller-Setup und Datenprozess belastbare Ergebnisse.
FAQ zu Beschleunigungssensor
Wie montiere ich einen Beschleunigungssensor zur unverfälschten Hochfrequenzerfassung?
Am besten mit starrer Schraubmontage und definierter Vorspannung. Für M5 sind typischerweise 2–5 Nm sinnvoll, die Fläche sollte plan <0,03 mm und mit Ra <1,6 µm vorbereitet sein. Kleben nur mit dünner Schicht <0,1 mm, sonst sinkt die obere Grenzfrequenz; Magnetfüße begrenzen oft auf <2 kHz. Achten Sie auf eine steife Basis, deren Eigenfrequenz >5× der Zielbandbreite liegt.
Warum driftet mein Sensor oder zeigt Offset nach dem Einschalten?
Das kommt meist von thermischer Aufwärmphase und elektronischem Bias. MEMS zeigen Temperaturkoeffizienten von 0,1–1 mg pro °C; geben Sie 5–10 Minuten zum Stabilisieren. Bei IEPE deutet ein Bias von 8–14 V auf korrekte Versorgung hin, Ausreißer signalisieren Fehler. Setzen Sie bei DC Drift einen Hochpass bei 0,1–0,3 Hz und führen Sie ein Nullabgleich im Ruhezustand durch.
Welche Abtastrate und Filter sind optimal für Vibrationsdiagnosen?
Nutzen Sie 2,5–3× der höchsten interessierenden Frequenz als Abtastrate. Legen Sie den Antialias Tiefpass auf etwa 0,8× Nyquist und wählen Sie FFT Längen so, dass df = fs/N die benötigte Auflösung trifft. Für Wälzlagerdiagnose sind 5–10 kHz fs und ein Hann Fenster praxisbewährt. Für Ordnungsanalysen hilft ein Tachosignal mit drehzahlsynchroner Resampling Kette.
Wie teuer ist die Zustandsüberwachung mit Beschleunigungssensoren und ist sie wirtschaftlich sinnvoll?
Typische Einstiegskosten liegen pro Messpunkt bei 300–1200 € für IEPE oder 80–200 € für MEMS, plus 100–200 € für Kabel und 200–600 € pro DAQ Kanal. Ein kleines Pilotprojekt mit 8–16 Kanälen kostet oft 5–20 k€. Vermeiden Sie teure Ausfälle: Schont eine Diagnose 1 Stunde Stillstand à 2–10 k€, ist der Return in Wochen bis Monaten erreichbar. Starten Sie fokussiert an kritischen Aggregaten und skalieren Sie nach nachweisbarem Nutzen.
Wie erkenne und vermeide ich Clipping, Rauschen und Aliasing im Signal?
Clipping erkennt man an abgeschnittenen Peaks und Spektren mit breitbandiger Energie am Rand. Wählen Sie den Messbereich 2–4× über dem erwarteten Spitzenwert, halten Sie die SNR >60 dB und prüfen Sie den Crest Faktor. Alias vermeiden Sie mit steilen Antialias Filtern und ausreichender fs; testweise das Tiefpass Limit verschieben und auf wandernde Peaks achten. Bei Schock plus Schwingung helfen zwei Sensoren mit hohem und niedrigem Bereich parallel.
Welche Normen gelten für Beschleunigungssensoren in Industrie und Automotive-Anwendungen?
Relevant sind ISO 20816 für Schwingungsbewertung und ISO 16063 für Beschleunigungskalibrierung. In Ex Zonen gelten ATEX 2014/34/EU und IECEx; im Automotive Bereich AEC Q100 und ISO 26262 für Sicherheitsanforderungen. Für rückführbare Zertifikate setzen Labore nach ISO/IEC 17025 kalibrierte Ketten ein. Nützlich sind zudem TEDS nach IEEE 1451.4 für automatische Identifikation im System.
Welche Trends bestimmen die Entwicklung von Beschleunigungssensoren in den nächsten 3 Jahren?
In den nächsten 3 Jahren setzen sich Edge KI und integrierte Selbsttests in Beschleunigungssensoren durch. TEDS, I3C und OPC UA Profile erleichtern das Plug and Play und die IT Integration. Energiegewinnung und adaptive Duty Cycling verlängern Batterielaufzeiten von Funkknoten auf 5+ Jahre. Rauschdichten unter 20 µg pro Wurzel Hz und On chip Modelle für Anomalien senken die Schwelle für flächendeckendes Condition Monitoring.
Hintergrund: Beschleunigungssensor
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Beschleunigungssensor
Beschleunigungssensoren messen Beschleunigung über die Trägheitskraft einer Masse (F = m·a), meist in m/s² bzw. g. Gängige Prinzipien: piezoelektrisch, kapazitive MEMS sowie piezoresistiv/induktiv. Anwendungen reichen von Maschinenüberwachung, Airbags, Smartphones und Kameras bis Seismik; 1–3 Achsen.