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Ethercat

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Ethercat bezeichnet ein industrielles Ethernet-Feldbussystem, das IEEE‑802.3‑Rahmen nutzt und physikalisch kompatibel zu Ethernet bleibt. Telegramme werden im Durchlauf on‑the‑fly verarbeitet, wodurch deterministische Echtzeit mit sehr niedriger Latenz und Zykluszeiten im Mikrosekundenbereich erreicht wird. Die Synchronität erfolgt über verteilte Uhren. Es arbeitet mit 100 Mbit/s Vollduplex und unterstützt Linie, Baum, Stern und Ring mit Redundanz. Es ist in IEC 61158/61784 normiert und ermöglicht Safety über FSoE. Einsatz in Automatisierung und Motion Control.

Veröffentlichungen zu Ethercat

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Ethercat Wiki

EtherCAT beschreibt eine industrielle Umsetzung von Ethernet, bei der Telegramme im Durchlauf jedes Geräts weiterlaufen und bereits auf dem Weg verarbeitet werden. Das Kommunikationsprotokoll verwendet den IEEE‑802.3‑Rahmen und bleibt physikalisch kompatibel, verändert jedoch die Verarbeitung im Netz, um kurze Zykluszeiten zu erreichen. So entsteht ein deterministisches Kommunikationssystem mit sehr niedriger Latenz für Steuerungen in der Automatisierungstechnik und präzise Motion‑Applikationen mit strikten Reaktionszeiten.

Grundlagen und Protokollebene

Das Telegramm enthält ein kontinuierliches Datenpaket, aus dem jeder Slave seine Eingänge liest und seinen Ausgang einschreibt, während es weiterläuft. Die Adressierung erfolgt logisch über die Knotenadresse, wodurch der Transport deterministisch bleibt.

Für Entwickler zählen eine schlanke Firmware, ein begrenzter Memory-Fußabdruck und definierte Return-Codes der Slave‑Stacks. ESI‑Gerätebeschreibungen stehen als Download bereit und beschleunigen die Einbindung neuer Geräte. Die Ethernet‑Übertragung mit 100 Mbit/s im Vollduplex hält den Transport schlank, zusätzliche Header entfallen.

ETG, Standardisierung und Ökosystem

Die EtherCAT Technology Group pflegt Spezifikationen sowie die Normeinträge in IEC 61158 und IEC 61784. Dadurch entsteht geprüfte Interoperabilität zwischen Geräteherstellern von Antrieben bis zu Sensoren. Aktive Foren, Support und Beispielprojekte erleichtern Migration, Update-Planung und die Umsetzung neuer Regulation-Vorgaben in industriellen Umgebungen.

Zeitbasis, Synchronität und Messung

Die Echtzeitfähigkeit beruht auf verteilten Uhren. Eine Referenzuhr fungiert als Hauptuhr, alle Knoten gleichen sich hardwarebasiert ab. Dadurch entstehen präzise Zeitstempel für Messung, definierter Sendezeitpunkt pro Achse und eine konsistente Uhrzeit im gesamten Netz.

Die resultierende Gleichzeitigkeit unterstützt Motion: Position, Stromregler und Bahnplanung laufen deterministisch. In Prüfaufbauten lassen sich Abweichung, Drift und Jitter zentral erfassen, wodurch die Analysis reproduzierbar wird.

Topologien, Anschaltung und Leitung

Linie, Baum, Stern und Ring sind frei kombinierbar. Eine Stichleitung kann direkt am Gerät enden, was die Anschaltung von Anlagenteilen vereinfacht. Standard‑Ethernet‑Kabel übernehmen die Leitung, galvanische Isolation schützt das Bussystem vor Störungen.

Ringstrukturen bieten automatischen Schutz bei Kabelunterbrechung oder Kabelbruch. Der erkannte Redundanzfall hält den Betrieb aufrecht. Klassische Ethernet‑Switches werden in der Echtzeitdomäne nicht benötigt, außerhalb jedoch für Service‑Zweige genutzt.

Leistungszahlen und Datenpfad

Die Datenrate beträgt 100 Mbit/s im Vollduplex. Zykluszeiten im niedrigen Mikrosekundenbereich sind erreichbar, während der Datenverkehr gering bleibt. Der Telegramm‑Durchlauf schreibt Ein‑ und Ausgänge ohne Pufferkopie. Die Transmission ist effizient, weil keine zusätzlichen Switch‑Latenzen entstehen.

Für Aufzeichnung und Trace speichert ein Steuerungsrechner mehrere Gigabyte an Prozessdaten. Der Begriff Datenrat ist eine fehlerhafte Kurzform von Datenrate. Maßgeblich bleibt die spezifizierte Bandbreite der Übertragung.

Integration in IT und Betriebsebene

Ein Gateway verbindet die Steuerungsebene mit übergeordneten Diensten, etwa Client-Anwendungen für Monitoring. Offene Schnittstellen führen Prozessdaten in Historian‑Systeme, wodurch eine korrelierte Analysis mit präzisen Zeitreihen möglich wird. Für Wartung zeigen HMIs auf dem Display Status der Feldgeräte und Fehlercodes.

Safety wird über FSoE (Fail Safe over EtherCAT) umgesetzt, wobei logische Kanäle auf derselben Feldbusleitung getrennt geführt werden. Security orientiert sich an Regulation und Segmentierung, Updates werden aus qualifizierten Quellen eingespielt.

Applikationen und Fallstudien

Werkzeugmaschinen kombinieren Vorschubachsen und Spindel‑Motion. Die Geschwindigkeit der Achssynchronisation hält die Oberflächenrauheit konstant. In Verpackungsanlagen koppeln Kurvenscheiben, Lichtschranken und Waagen per Feldbus, wodurch das Maschinenteil Dosierung exakt schaltet.

Eine Prüfzelle für E‑Antriebe synchronisiert Drehmoment, Spannung und Temperatur via Zeitstempel. Das Equipment liefert konsistente Daten für die spätere Analysis und erlaubt vergleichbare Return‑Werte der Test‑APIs. In der Prozessindustrie senden Remote‑I/Os über weite Leitungslängen stabile Werte an den Leitrechner.

Auswahl und Auslegung von Komponenten

Für jede Applikation zählen Zykluszeit, Anzahl Knoten, Pufferung und Abtastrat. Die Auswahl von Steuerung und Peripherie richtet sich nach Motion‑Komplexität, erlaubtem Jitter und benötigtem Datenzugriff auf Historian oder Cloud. Datenzugriff auf Diagnosevariablen sollte vom Engineering‑Tool unterstützt werden.

Die Gerätevielfalt am Markt ermöglicht eine modulare Kaskadierung von I/O‑Modulen, Antrieben und Safety‑Kreisen. Gerätehersteller wie Beckhoff, B&R, Bosch Rexroth, Omron und Yaskawa bieten breite Produktlinien. Einschränkungen ergeben sich aus mechanischen und thermischen Randbedingungen des jeweiligen Anlagenteils.

  • Systemdimensionierung: Anzahl Teilnehmer, Topologie, Kaskadierung und Leitungslängen definieren das Timing.
  • Motion-Anforderungen: Bahnplanung, Drehzahlregler, Sendezeitpunkt und erlaubte Abweichung je Achse.
  • Integration: Gateway, IT‑Schnittstelle, Security‑Zonen und Update‑Prozesse mit klaren Return‑Codes.
  • Wartung: Diagnose, Ersatzteil‑Download, Display‑Meldungen und dokumentierte Anschaltung.

Vergleich zu PROFINET IRT

Technische Gegenüberstellung typischer Kenngrößen
MerkmalEtherCATPROFINET IRT
Synchronisation< 1 µs über Distributed Clocks< 1 µs (RT_CLASS_3)
Zykluszeitab 12,5 µs für ca. 250 I/Osab 31,25 µs für ca. 250 I/Os
TopologieLinie, Baum, Stern, Ring frei kombinierbarLinie, Stern, Ring
RolleMaster/SlaveController/Device
DatenpfadOn‑the‑fly‑Verarbeitung des DatenpaketsSwitch‑basierte Weiterleitung
Infrastrukturohne spezielle Switchesspezielle Switches erforderlich

Diagnose, Betrieb und Qualitätssicherung

Die integrierte Diagnose liefert Port‑Status, Rahmenzähler und Topologie‑Informationen. Diese Daten unterstützen die Fehlerlokalisierung bei Leitungsschäden, Timingproblemen und Konfigurationsfehlern. Grenzwerte helfen, Abweichungen frühzeitig zu erkennen und Produktionsstillstände zu vermeiden.

Im Feld unterstützen Service‑Clients mit Live‑Display und Log‑Export. Der Download von Firmware oder ESI‑Dateien erfolgt über definierte Kanäle. Update-Fenster werden so geplant, dass das Bussystem nur kurz unterbrochen wird.

Praxisnotizen für die Implementierung

  1. Adressierung & Zeit: Eindeutige Knotenbenennung und stabile Referenzuhr sichern deterministischen Durchlauf.
  2. Leitung & Isolation: EMV‑gerechte Feldbusleitung, korrekte Schirmung und Isolation verhindern sporadische Fehler.
  3. Kaskadierung & Redundanz: Ring mit Redundanzfall vorsehen, Stichleitung nur innerhalb der Spezifikation nutzen.
  4. Dokumentation: Kommunikationsprotokoll, Return‑Codes und Anschaltung pro Anlagenteil sauber versionieren.

Weitere Anbieter, Produkte und Services rund um Ethercat

FAQ zu Ethercat

Wie senkt EtherCAT die Gesamtbetriebskosten in der industriellen Automatisierung?

EtherCAT reduziert die Gesamtbetriebskosten durch flexible Topologien mit geringem Verkabelungsaufwand und damit niedrigeren Installationskosten. Integrierte Diagnosefunktionen verkürzen die Fehlersuche und minimieren Stillstandszeiten, was den Wartungsaufwand senkt. Die präzise Echtzeitsteuerung steigert die Energieeffizienz, indem Bewegungs- und Prozessabläufe optimal synchronisiert werden. Zudem senkt die hohe Interoperabilität die Integrationskosten neuer Komponenten.

Welche Bedeutung hat das Protokoll bei der Umsetzung von Industrie-4.0- und IoT-Strategien?

Das Protokoll ist eine zentrale Technologie für Industrie 4.0, da es Echtzeitfähigkeit und hohen Datendurchsatz für vernetzte Produktionssysteme gewährleistet. Es ermöglicht die präzise Erfassung und Übertragung von Prozessdaten von der Feldebene bis zur Cloud über Gateways. Diese Daten bilden die Grundlage für prädiktive Wartung, Qualitätskontrolle mit Machine Learning und die Optimierung von Fertigungsprozessen. Die offene Schnittstelle unterstützt zudem die vertikale Integration über alle Unternehmensebenen hinweg.

Welche typischen Probleme treten bei der Einrichtung von EtherCAT Netzwerken auf?

Häufige Probleme sind unzureichende elektromagnetische Verträglichkeit durch fehlerhafte Schirmung und Erdung, ungenaue Synchronisation der verteilten Uhren infolge falscher Konfiguration sowie Adressierungskonflikte oder fehlerhafte ESI-Dateien. Eine gründliche Planung und Validierung der Netzwerk-Topologie ist entscheidend für einen stabilen und deterministischen Betrieb.

Welche Entwicklungswerkzeuge eignen sich für die Integration von EtherCAT-Geräten?

Für die Integration von EtherCAT-Geräten werden spezialisierte Tools genutzt. ESI-Editoren dienen zur Erstellung und Bearbeitung der Gerätebeschreibungsdateien, die für die Kommunikation erforderlich sind. EtherCAT-Master-Hersteller stellen häufig eigene Entwicklungsumgebungen wie Beckhoff TwinCAT oder B&R Automation Studio bereit, die Konfiguration und Programmierung unterstützen. Das EtherCAT Conformance Test Tool überprüft zusätzlich die Einhaltung der Standards und die Interoperabilität neuer Geräte.

In welchen Anwendungen bietet industrielles Ethernet gegenüber klassischen Feldbussen besondere Vorteile?

Industrielles Ethernet ist besonders vorteilhaft in Bereichen mit hohen Anforderungen an Dynamik und Präzision, etwa in der Halbleiterfertigung oder anspruchsvollen Robotik-Anwendungen. Es ermöglicht hochperformante Motion-Control-Systeme mit vielen synchronisierten Achsen, kurzen Zykluszeiten und minimalem Jitter. In modularen Maschinenkonzepten erlaubt es flexible Topologien ohne zusätzliche Switches und bietet durch seine effiziente Datenübertragung Vorteile für schnelle I/O-Anwendungen.

Wie wird die Datensicherheit in industriellen EtherCAT-Netzwerken gewährleistet?

Die Datensicherheit in EtherCAT-Netzwerken beruht auf einer mehrschichtigen Schutzstrategie. Dazu zählen die Netzwerksegmentierung zur Trennung kritischer Bereiche, der kontrollierte Zugriff sowie Secure Boot und Firmware-Authentifizierung auf Geräteebene zur Manipulationsverhinderung. Regelmäßige Sicherheitsupdates der Steuerungssoftware und Firewalls an Netzwerkschnittstellen erhöhen den Schutz zusätzlich. Ergänzend sorgt die physische Absicherung der Infrastruktur für weitere Sicherheit.

Weiterführende Informationen zu Ethercat

  • Ethercat Wikipedia

    EtherCAT ist ein Echtzeit‑Ethernet von Beckhoff (IEC 61158): Slaves verarbeiten Frames im Durchlauf, bieten <1‑µs‑Synchronität via Distributed Clocks, Mikrosekunden‑Zyklen, flexible Topologien ohne Switches, 100BASE‑TX‑Kompatibilität, umfassende Diagnose, FSoE‑Safety und ETG‑Standardisierung.

  • Profinet Wiki

    Profinet ist ein Industrial‑Ethernet‑Standard (Controller/Device), switchbasiert mit RT/IRT/TSN für deterministische Kommunikation. Konformitätsklassen CC‑A bis CC‑D, Safety (Profisafe), Diagnose/Redundanz; Feldbus‑Integration und APL für die Prozessautomation.